Unser Ehrenamt. Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich in der Region.
Ehrensache

Stefan Hagen

„Der Gesellschaft etwas zurückgeben“

IHK Bonn/Rhein-Sieg, IHK NRW, DIHK – Stefan Hagen ist auf fast allen IHK-Ebenen ehrenamtlich aktiv. Ob in Stadt und Kreis, Land oder im Bund: Politikberatung liegt ihm dabei besonders am Herzen, er sucht so oft wie möglich den Austausch mit der Politik. Zugleich sieht er die Rolle der IHK Bonn/Rhein-Sieg – und auch seine eigene als deren Präsident – darin, Öffentlichkeit und Verwaltung aufzuklären und zu informieren, etwa über die immense Bedeutung der Aus- und Weiterbildung für die Fachkräftesicherung und damit letztlich für die Zukunft der Unternehmen und der Region. Ein dritter, wesentlicher Impuls: Ihm liegt die Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinaus am Herzen – wer kooperiere, könne viel mehr erreichen.
 

Unternehmerisches Engagement und der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus wurden Stefan Hagen gewissermaßen in die Wiege gelegt. Er stammt aus einer Unternehmerfamilie, sein Onkel Reinold Hagen hatte 1935 die Galvanischen Werkstätten in Siegburg gegründet, aus denen nach dem Zweiten Weltkrieg die Firma Kautex in Hangelar wurde. Zwischenzeitlich zählte das Kunststoffunternehmen 2.500 Beschäftigte. 1988 gründete er mit dem Erlös aus dem Verkauf des Unternehmens die Dr. Reinold Hagen Stiftung, die sich in der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie der Forschung und Lehre im Bereich der Kunststofftechnologien und des Maschinenbaus engagiert. Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist Stefan Hagen – er führt die Arbeit seines Vaters fort, der dieses Ehrenamt zuerst innehatte.

Hagen ist selbst unternehmerisch tätig, als Geschäftsführer der Hagen Consulting & Training GmbH in Siegburg. Diese und die Stiftung zählen zusammen rund 60 Beschäftigte. Doch genauso ausgeprägt ist sein ehrenamtliches Engagement – über die Stiftung hinaus. Seit zwölf Jahren ist er Mitglied der Vollversammlung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, seit acht Jahren Mitglied des Präsidiums. 2017 wurde er dann als Nachfolger von Wolfgang Grießl zum Präsidenten gewählt. Zudem engagiert er sich im Industrieausschuss der IHK. Dazu kommen Ehrenämter auf Landes- und Bundesebene: Hagen ist Vizepräsident von IHK NRW, der Landesarbeitsgemeinschaft der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen, und Vorstandsmitglied des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Aktiv ist er überdies im DIHK-Ausschuss für Industrie und Forschung.
 

Das Engagement, ganz praktisch

„Mein Anspruch lautet: Wenn, dann richtig“, betont Hagen. Das heißt: Etwa zehn bis 15 Stunden pro Woche widmet er seinen Ehrenämtern, wobei die Aufgaben als Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg die meiste Zeit in Anspruch nehmen. Einmal pro Woche trifft er sich zum Jour-fixe mit dem Hauptgeschäftsführer, um aktuelle Themen und Termine zu besprechen. Drei Mal pro Jahr tagt die Vollversammlung, drei Mal pro Jahr das Präsidium. Dazu kommen die Sitzungen des Industrieausschusses, jede Menge Telefonate und Videokonferenzen – „und auch schon mal eine WhatsApp an den Landrat oder andere Politiker“, sagt Hagen. Außerdem vor Beginn der Corona-Pandemie: zahlreiche Repräsentationstermine, Reden etwa bei IHK-Veranstaltungen oder anderen offiziellen Anlässen.
 

Die Themen

Ob telefonisch oder persönlich: Hagen sucht den Kontakt mit Politik und Verwaltung und erhebt regelmäßig die Stimme. Politikberatung sieht er derzeit als wichtigste Rolle der IHK. „Wir sind ja keine Lobby, sondern vertreten, so will es der Gesetzgeber, das Interesse der Gesamtwirtschaft unserer Region“, betont er, „daraus erwächst eine besondere Verantwortung, denn wir bringen die Stimme der Unternehmerschaft zu Gehör.“ Das sei immens wichtig, denn sehr viele Politikerinnen und Politiker hätten keine unternehmerische Erfahrung. „Das ist seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich zu sehen“, kritisiert Hagen, „viele Einzelregelungen erwiesen und erweisen sich als extrem bürokratisch und realitätsfern, da müssen wir, so gut es geht, gegensteuern.“

Wichtige Aktionsfelder sind für Hagen zudem die Verkehrspolitik in Stadt, Kreis und Land, etwa hinsichtlich der Erreichbarkeit der Innenstädte, und die Fachkräftesicherung der Wirtschaft durch Aus- und Weiterbildung. „Es ist gar nicht auszudenken, wie Ausbildung aussähe, wenn sie nicht von der Unternehmerschaft über die IHK mitgestaltet würde“, sagt Hagen, „gleichzeitig müssen wir aber in der Öffentlichkeit, auch bei den Unternehmen, immer wieder für die Duale Ausbildung werben, denn leider ist der Akademisierungstrend ungebrochen.“ Wichtig ist dem IHK-Präsidenten zudem die regionale Zusammenarbeit. „Herausforderungen wie der Bedarf an Gewerbeflächen und Wohnraum oder die Verkehrsentwicklung lassen sich heute nur noch gemeinsam lösen“, ist er fest überzeugt.
 

Die Motivation

Stefan Hagen wendet viel Zeit für seine Ehrenämter auf. Weil sie ihm sehr wichtig sind. „Ich habe das Gefühl, Talente und Fähigkeiten mit auf den Weg bekommen zu haben“, begründet er sein umfassendes Engagement, „so dass ich eine Pflicht empfinde, diese auch zu nutzen – aber nicht nur für mich, sondern für die Gesellschaft.“ Auch das Unternehmerische sei bei ihm tief verankert, insofern sei es naheliegend, sich im IHK-Rahmen einzubringen und der Gesellschaft auf diese Weise etwas zurückzugeben. „Außerdem“, gibt er zu, „ist es eine Ehre, gefragt zu werden, ob man ein Ehrenamt übernehmen wolle.“


Autor: Lothar Schmitz, Wirtschaftsjournalist, Bonn